Neues Kapitel

Mit dem Verkauf der Ziegler delikat essen AG an die Familie Hornecker bricht nun im Hause der Zieglermetzg ein neues Kapitel an.

Seit der Gründung der Metzgerei Ziegler vor 120 Jahren ist die Unternehmung eine wichtige und bekannte Adresse für Feinschmecker, die Wert auf hochwertige Qualität, Genuss sowie Regionalität legen - damals wie heute. Diese Tradition wurde seit der Gründung im Jahr 1899 von Familienbetrieben bewahrt und erfolgreich gelebt. 

Seit nun gut zwei Jahrzehnten führte die Familie Baumgartner und Meier diese Tradition ergebnisreich fort und beschloss vor vier Jahren sich, um eine möglichst optimale Nachfolgeregelung zu kümmern. Die Suche nach einem passenden Nachfolger hat nun mit der jungen und innovationsfreudigen Familie Hornecker als Käufer ein Ende. Ronny und Joëlle Hornecker, welche nun in der 4. Generation den Metzgerbetrieb am Albisriederplatz aufrechterhalten und die gleichen Werte vertreten, sind bereit, die Unternehmung Ziegler delikat essen AG mit Weitblick in die Zukunft erfolgreich zu führen.

Die Familie Hornecker ist nun seit dem 1. November 2019 alleiniger Inhaber der Ziegler delikat essen AG und wird das Traditionsunternehmen mit bestehendem Firmennamen der dazugehörigen Geschichte, Philosophie & Strategie sowie mit dem bestehenden Personal fortführen und so das nächste Kapitel schreiben. 

Letzteres Kapitel

Jürg & Margi Baumgartner sowie Yvonne & Hans Meier gründeten im Jahr 1992 die Meier Baumgartner AG. Im Jahr 1998 übernahmen Sie die Metzgerei Ziegler und führten diesen Betrieb nebst zwei eigenen Filialen in Weiach und Stadel. Seit gut zwei Jahrzehnten führte die Familie Baumgartner & Meier nun die Tradition der Ziegler delikat essen AG fort.

Wie die Familien Baumgartner & Meier diese Zeit erlebt haben, erfahren Sie im Interview mit Jürg Baumgartner, ehemaliger Geschäftsführer:

Sie sind nun gesamthaft seit drei Jahrzehnten Geschäftsführer, wie war diese Zeit für Sie?

Jürg Baumgartner: “Spannend, herausfordernd, interessant. Ich konnte viel lernen, habe mir ein paar mal <<de Grind agschlage>>, wie es sich gehört, aber alles in allem sehr positiv. Ich konnte viele Bekanntschaften machen und tolle Menschen kennenlernen.”

Wie haben Sie die Veränderungen im Markt während dieser Zeit wahrgenommen?

Jürg Baumgartner: “Was sich meiner Meinung nach enorm und extrem verändert hat, ist die Hektik von Gesetzesvorschriften, die immer schneller revidiert werden, nebst neuen Gesetzen die aufkommen. Bei den Konsumenten, die Einkaufsgewohnheiten, die sich extrem verändert haben und die allgemeine Hektik, dass alles immer noch schneller passieren muss. Als wir im Geschäft begonnen haben, haben die Leute für ein Bankett ca. 2 Wochen im Voraus bestellt. Heute muss alles über die Nacht geschehen und möglichst schnell. Der Preis spielt ebenfalls immer mehr eine Rolle. Von seiten Mitarbeiter gibt es auch extreme Unterschiede zu früher. Man findet heute immer weniger qualifizierte Mitarbeitende, die ein gutes Grund- und Fachwissen haben. Wenn man nun noch mein Vater fragen würde, der seit bald 80 Jahren auf dem Beruf arbeitet, die hatten noch keine Kühlräume und Kühlmaschinen, die haben das Eis noch vom Sihlsee zum Kühlen bekommen. Also das war dann noch mal eine komplett andere Welt. Und diese hatten schon eine Hektik. Als wir das Geschäft übernommen haben, meinte mein Vater, ist gut, muss ich das nicht mehr machen, was Ihr heutzutage machen müsst. Und heute geht es uns ähnlich.”

Ihr Vater arbeitet nun seit fast 80 Jahren tagtäglich im Betrieb, wie ist das für Sie?

Jürg Baumgartner: “Mein Vater und ich hatten es immer gut. Er hat uns nie reingeredet. Wir hatten in den letzten 30 Jahren, sprich seit der Geschäftsübernahme diverse Diskussionen. Er wird sich einige Male gedacht haben, dass was die machen, funktioniert nicht. Dann haben wir halt wieder daraus gelernt, aber er hat nie reingeredet. Ganz klar, das hat nur funktioniert, da er nie reingeredet hat, effektiv." Lacht.

Haben sich die Werte der Unternehmung im Laufe der Zeit verändert oder waren diese schon von Beginn an gleich?

Jürg Baumgartner: “Für unsere Firmenphilosophie war die Qualität und Regionalität schon immer grundlegend. Mit dem Wachstum der Firma mussten wir natürlich einige Sachen hinterfragen und haben uns dann entschlossen mit unseren Mitarbeitenden anhand eines Strategiefindungsprozesses, welcher über ein halbes Jahr gedauert hat eine Strategie zu definieren. Also eigentlich alles was wir schon gelebt haben, wenn man so will, wurde dann noch schriftlich dokumentiert.”

Was für Bedingungen/ Wünsche haben Sie an einen möglichen Nachfolger?

Jürg Baumgartner: “Die Bedingungen an einen möglichen Nachfolger beinhalteten primär sowohl das Sichern der bestehenden Arbeitsplätze als auch eine solide und innovative Weiterführung der Unternehmung, nebst der Wahrung der Strategie, Philosophie, des Firmennamens und der dazugehörigen Geschichte mit Verankerung im Grossraum Zürich.”

Wir schätzen Sie Ihren Nachfolger ein?

Jürg Baumgartner: “Die Familie Hornecker kenne ich schon eine Ewigkeit. Ich hatte auch schon mit dessen Vater zu tun, welcher früherer Präsident der Schlachtbetriebe Zürich (SBZ) und Vorstandsmitglieder im Metzgermeisterverein (MMV) war. Auch Ronny kenne ich sehr lange. Er hat die Meisterprüfung absolviert, hat im Militär Karriere gemacht, ist Präsident vom Verwaltungsrat der SBZ mit ca. 90 Mitarbeitenden. Er bringt somit ein enormes Fachwissen im Bereich Führung mit. Des Weiteren ist er gelernter Metzgermeister und steht heute noch in seinem Betrieb und wurstet und macht und tut. Ferner bringt er viel Berufserfahrung und das nötige Wissen mit, in sofern sehe ich eine sehr positive Zukunft mit ihm und der Familie Hornecker. Wir hatten auch andere Interessenten, bei denen wir jedoch in Gesprächen feststellen mussten, dass diese viele Aspekte von uns nicht berücksichtigt hätten, was wir wiederum nicht wollten.”

Welche Herausforderungen stehen dem Nachfolger bevor?

Jürg Baumgartner: “Die Herausforderungen werden je länger wie mehr die Gesetzgebung sein, eventuell auch die Klimathematik, die Bewegung der Vegetarier und Veganer aber auch ein möglicher Rückgang des Fleischkonsums. Es wird in Zukunft massiv weniger Metzgerbetriebe geben, aktuell gibt es in der Schweiz noch ca. 920, im Jahr 2030 rechnet man etwa noch mit 300 Metzgerbetriebe schweizweit. Das ergibt sowohl Chancen als auch Gefahren, die man möglichst rasch erkennen und darauf reagieren muss. Während unserer Zeit als Geschäftsführung mussten wir uns schon x mal am Markt anpassen und dies wird vermutlich immer kurzfristiger. Ebenfalls ist eine grosse Herausforderung, keinen Trend zu verpassen und dass man viel kurzfristiger reagieren muss und das Geschäftsmodell entsprechend anpassen. Nebst dem spielt der immer grösser werdende Fachpersonalmangel eine grosse Rolle.”

Neues Kapitel

Ronny und Joëlle Hornecker, welche nun in der 4. Generation den Betrieb Metzgerei Hornecker AG am Albisriederplatz leiten und die gleichen Werte vertreten, sind bereit, die Unternehmung Ziegler delikat essen AG mit Weitblick in die Zukunft zu führen.

Erzählt was über euch & euren beruflichen Hintergrund?

Ronny: “Ursprünglich habe ich den Beruf Metzger in einem KMU Betrieb erlernt. Danach habe ich mich fast zwei Jahre lang militärisch weitergebildet aber auch auf dem Beruf, damals gab es noch Metzgersoldaten also Metzger, Bäcker  usw. Anschliessend habe ich an verschiedenen Orten in der Metzgerindustrie gearbeitet. Bei Gattiker, heute Ernst Suttero war ich jeweils ca. 2 Jahre in jeder Abteilung vom Verkauf bis runter ins Schlachthaus. Die Berufsprüfung habe ich dann auch wieder in einem KMU absolviert. Anschliessend bin ich dann wieder Heim in den Familienbetrieb, weil mein Vater gesundheitlich schlecht unterwegs war. Seit 2003 bin ich nun im elterlichen Betrieb und habe die Meisterprüfung abgeschlossen. Seit 2008 haben wir dann den Familienbetrieb übernommen.“

 

Joëlle: “Ich habe ursprünglich die Diplommittelschule absolviert und bin im Anschluss nach Kalifornien (1 Jahr) und Brasilien (1/2 Jahr), um meine Sprachkenntnisse aufzubessern. Danach habe ich als Flight Attendant angefangen zu fliegen und bin so gesamthaft 5 Jahre für die Swissair/Swiss geflogen. Als ich Ronny kennenlernte, habe ich schnell mit dem Fliegen aufgehört. Um das Metzgereigewerbe kennenzulernen, habe ich ein Jahr in der Metzgerei Reif, dann ein halbes Jahr in der Migros gearbeitet. So habe ich einen Familienbetrieb und einen Grossbetrieb kennengelernt. Und ja, danach habe ich dann bei den Hornecker´s angefangen. Dort habe ich dann zuerst in der Küche begonnen und dann Posten für Posten kennengelernt, um alle Funktion bei Ausfällen abdecken zu können. Jetzt bin ich seit 15 Jahren im eigenen Familienbetrieb. Im 2007 haben wir geheiratet, im 2008 ist Jannik und im 2010 Laura zur Welt gekommen und von da an stand ich immer mit einem Fuss im Betrieb und mit dem anderen im Familienleben."

Was war Euer Beweggrund, die Ziegler delikat essen AG zu kaufen?

Ronny: “Wir sind in der 4. Generation im Familienbetrieb und betreiben den Standort mitten in Zürich. Dazumal wollte mein Vater schon eine Liegenschaft hinter dem Laden käuflich erwerben, um dort dann die Produktion hinein zu verlagern. Anno dazumal hat dies jedoch nicht geklappt. Unser Betrieb ist nun nochmals so gewachsen, dass dieser fast aus allen Nähten platzt. Wir wollen neuen Kunden auch nicht sagen, wir wollen euch nicht.

Aufgrund dieser Situation haben wir uns gesagt, komm wir haben jetzt schon was erreicht und 11 Jahre lang erfolgreich geschäftet, jetzt sind wir noch 40 und können uns was suchen, um eine Weiterentwicklung zu fördern.

Die Familie Baumgartner haben wir schon immer gekannt. Und irgendwie hat es dann auch gepasst. Beide Firmen sind relativ gleich gelagert mit der Sparte Gastronomie und dem Detailhandel. Dann sind wir ins Gespräch gekommen und man hat sich recht schnell gefunden.”

Ihr führt Euren eigenen Familienbetrieb nun in 4. Generation, wie sieht die Konstellation mit der Ziegler delikat essen AG aus?

Ronny: “Im Normalfall kauft der grosse Betrieb den Kleinen. In diesem Fall kauft der kleine Betrieb den Grossen und deshalb ist für uns ganz klar, dass sich die Hornecker AG  an die Ziegler delikat essen AG anpassen wird. Dies bedeutet, die komplette Integration unseres Gastrobetriebes hier nach Oberglatt, was in etwa 10 % mehr Auslastung entsprechen, wie die Ziegler delikat essen AG jetzt hat. Dasselbe mit der Produktion, die wir auch nach Oberglatt verlagern werden. Unser Standort am Albisriederplatz wird grundlegend wie eine weitere Filiale geführt. Was noch etwas speziell sein wird, ist, dass die ganze Viehverarbeitung der Bauern, welche ein grosses Wachstum erlebt, weiterhin am Albisriederplatz durchgeführt werden. Der Firmenname Ziegler delikat essen AG bleibt Ziegler delikat essen AG und die Metzgerei Hornecker AG bleibt Metzgerei Hornecker AG. Die internen Prozesse der Metzgerei Hornecker werden jedoch von der Ziegler delikat essen AG übernommen. Wichtige Schlüsselfunktionäre der Metzgerei Hornecker AG werden wir in die Filiale Oerlikon schicken, sodass diese sehen, was in einem grösseren Betrieb alles möglich ist und dies dann so bei sich im Betrieb einführen und umsetzen.”

Joëlle: “Aber auch die Philosophie”. Ronny: “Ja, genau.”

Gibt es zwischen den beiden Unternehmungen unterschiedliche Wertvorstellungen wenn ja, welche?

Ronny: “Eigentlich gibt es gar keinen grossen Unterschied. Wir sind auch sehr regional und den Nachhaltigkeitsaspekt ist uns ebenfalls wichtig. Wir suchen immer nach neuen Wegen, um den Nachhaltigkeitsaspekt gerecht zu werden, sei es bei den Menü Schalen oder bei jeglichen anderen Sachen. So unterstützen wir z. B. die Black Jaguar Fundation, das ist ein grosses Waldaufforstungsprogramm. Wenn wir also schon Plastik brauchen, dann möchten wir so etwas der Natur zurückgeben. Die Philosophien sind sehr, sehr ähnlich gelagert.”

Was wünscht Ihr euch konkret für die Zukunft?

Ronny: “Sicher weiterhin Erfolg zu haben mit dem Gebilde der beiden Firmen. Sich an der Zeit und den Entwicklungen anpassen zu können.” Joëlle: “Zusammen in die Zukunft gehen.”

Auf was freut Ihr euch am meisten?

Ronny: “Wenn man seit über 15 Jahren in einem Betrieb ist, den man von seinen Eltern übernommen und umgemodelt, sprich modernisiert hat, kommt man irgendwann mal in einen Tramp rein, wo man einfach Träge wird. Oder wenn man merkt, dass einfach nicht mehr geht, dann fängt man an, sich selbst zu bremsen. Und mit dem Kauf haben wir nun die Möglichkeit uns zu sagen, hey wir müssen uns nicht weiter bremsen wegen des Betriebs, sondern das einzige, dass uns bremst, ist unser Hirn, aber nicht mehr unser Betrieb. Auf das freuen wir uns am meisten. Aber auch mit kompetenten Leuten zusammen zu arbeiten, ob das nun die Qualitätssicherung, die Produktion oder auch das Marketing ist, eben in den Sachen, in denen wir nicht Profis sind und die wir auch immer ein bisschen vernachlässigt haben. Also zusammenfassend: Uns jetzt zu professionalisieren und die Individualisierung nicht zu vernachlässigen damit wir alle Kundenwünsche erfüllen können.”

Joëlle: “Ich war jetzt die letzten 11 Jahre Mutter und habe schon auch immer für das Geschäft geschaut aber jetzt freue ich mich wirklich auf neue Aufgaben. Auf etwas Neues, was dazu kommt, definitiv.”